Bebauungsplan des grünen Hochhauses Arabella in München genehmigt – HSWT-Forscherinnen wirken beim Begrünungskonzept mit

Das Bild zeigt die Fassade eines Hochhauses, die mit einer Wärmebildkamera aufgenommen wurde. Deutlich sichtbar an den Blau- und Gelbbereichen ist die wärmeisolierende Wirkung von Kletterpflanzen. Bei den rot abgebildeteten Bereichen handelt es sich um Flächen ohne Fassadenbegrünung, hier sind größere Wärmeverluste des Gebäudes erkennbar.

„Es soll ein Projekt mit 'Vorbildwirkung' werden, so erhofft es sich die Stadt, und zwar für weitere begrünte Gebäude und kreativen Städtebau. 52 Meter hoch soll das Wohn- und Geschäftshochhaus an der Arabellastraße 26 in Bogenhausen werden, und es soll eine weitgehend mit Pflanzen verkleidete Fassade bekommen.“ Dies berichtete die Süddeutsche Zeitung über das nun vom Münchner Stadtrat genehmigte, deutschlandweit besondere Projekt.

Bei dem Begrünungskonzept der Fachfirma Vertiko war auch die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) mit einem Forschungsprojekt eingebunden, um die am besten geeigneten Schling- und Rankpflanzen zu ermitteln. Seit November 2017 forschen Prof. Dr. Swantje Duthweiler und ihre Doktorandin Laura Stratopoulus am Institut für Ökologie und Landschaft daran, Phase I des Projekts beinhaltete eine Projektstudie zu mikroklimatischen Wirkungen von Fassadenbegrünung auf das Gebäude und das nähere Gebäudeumfeld. 

In Phase II läuft ein aktueller Forschungsversuch zur großflächigen Fassadenbegrünung mit gebäudegebundenen Kletterpflanzenmodulen. Dabei werden alle wesentlichen vegetationstechnischen Grundlagen ermittelt (Substrat, Bewässerung, Düngung, Pflanzenauswahl und -pflege), die Evapotranspiration von Pflanzen und Substrat gemessen sowie die klimawirksamen Ökosystemleistungen der Kletterpflanzen  für das Gebäude und die Umwelt ermittelt (Verschattung und Kühlung).

Hintergrundinformationen

Da aufgrund von Nachverdichtung und weltweiter Verstädterung die Pflanzmöglichkeiten für Stadtbäume limitiert sind, bieten auch begrünte Dächer und Fassaden die Möglichkeit einer Antwort auf die mit dem Klimawandel einhergehenden Herausforderungen im urbanen Raum. Verschattung und Evapotranspiration (Verdunstung von Wasser aus Tier - und Pflanzenwelt sowie von Boden- und Wasseroberflächen) wirken sich günstig auf das städtische Mikroklima aus und können Gebäude im Sommer vor Überhitzung schützen und damit deren Energieverbrauch (Kühllasten) senken. Sinn macht dies vor allem vor dem Hintergrund, dass laut Weltklimarat Gebäude zu jeweils rund einem Drittel am globalen Endenergieverbrauch und an den weltweiten CO2-Emissionen beteiligt sind.

Zahlreiche Untersuchungen haben ergeben, dass Höhe und Saisonalität der Thermoregulation stark abhängig sind von der Pflanzenart beziehungsweise dem Pflanzenfunktionstyp, den Wuchsbedingungen, dem Management sowie dem Pflanzkonzept. Über die relative Leistungsfähigkeit unterschiedlicher Pflanzenarten, insbesondere Kletterpflanzen, bestehen jedoch noch große Forschungs- und Wissenslücken. Der an die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf vergebene Forschungsauftrag ist ein Baustein, um diese Wissenslücke zu schließen.

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