Es ist nicht alles Gold was glänzt…

  • Datum: 17.08.2021
  • Autor: KoDA
Der neu ernannte Ehrensenator und die beiden Laudator:innen stehen beisammen.

Der DLG-Ausschuss für Digitalisierung, Arbeitswirtschaft und Prozesstechnik traf sich am 15. und 16. März 2022 zu seiner 97. Sitzung am Innovationscampus der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf und informierte sich über die Einrichtungen der Landwirtschaftlichen Lehranstalten und der Hochschule am Standort Triesdorf.

Im neu geschaffenen Kompetenzzentrum für Digitale Agrarwirtschaft (KoDA) auf dem Innovationscampus diskutierte das Gremium intensiv einige Möglichkeiten und Ansätze, die helfen könnten, die Pflanzenproduktion auf dem Feld weiter voranzubringen.

Konkret standen einerseits die Fernerkundung via Satellit und andererseits Sensoren zur Bestimmung von Bodeneigenschaften im Fokus. Gemeinsam ist allen Systemen, dass sie überwiegend optische Verfahren nutzen, um daraus Informationen über Pflanzenbestände und Böden abzuleiten – ähnlich wie ein NIR-Sensor am Güllefass.

Die digitalen Werkzeuge können die Pflanzenproduktion auf eine völlig neuartige Weise unterstützen: Sie ermöglichen eine kleinräumige, häufige und relativ kostengünstige Erfassung von Unterschieden (Pflanzen und Böden). Mit diesem Wissen kann die Bewirtschaftung kurz- oder langfristig ökonomisch oder ökologisch im Hinblick auf zum Beispiel teilflächenspezifische Düngung, Aussaat, Pflanzenschutz, Bodenbearbeitung, Fruchtfolgen oder Blühstreifen optimiert werden.

Dies setzt allerdings voraus, dass „richtig“ gemessen wird.  So können optische Sensoren bei der Fernerkundung via Satellit vorhandene Wolken nicht durchdringen. Sie werden zudem durch Satellitenkonstellation, Sonneneinstrahlung, Staub oder Ruß sowie von Reliefeffekten beeinflusst. Zudem weisen sie eine für kleine Felder zu geringe Auflösung und Lagegenauigkeit auf.  Nicht zuletzt muss für die korrekte Interpretation die Fruchtart bekannt sein. Somit sind die Aufnahmen nicht uneingeschränkt automatisiert und für jede Anwendung nutzbar.

Nicht wirklich wesentlich trivialer zeigt sich die Sachlage bei den Bodensensoren, die anhand optischer und elektrischer Kenngrößen Nährstoff- und Humusgehalte ermitteln. Die zugrundeliegenden Rechenmodelle führen in Abhängigkeit des Bodens zu einer besseren oder schlechteren Annäherung an die Laborergebnisse.

Die Landwirtschaft ihrerseits braucht indes Technik, die nicht nur zuverlässig funktioniert, sondern auch präzise und verlässliche Ergebnisse liefert. Angesichts eines zunehmenden Angebots wird nicht nur der Überblick schwieriger, sondern auch die objektive Beurteilung der Technik zur Notwendigkeit. Dies erfordert eine fortlaufende Überprüfung. In diesem Zusammenhang hat der Ausschuss das juristische Vorgehen von Herstellern gegen die Veröffentlichung von Untersuchungsergebnissen durch Wissenschaftler und die Fachpresse einhellig verurteilt.

Die Freiheit der Forschung ist für den DLG-Ausschuss für Digitalisierung, Arbeitswirtschaft und Prozesstechnik ein hohes Gut. Wenn Forschergruppen in ihrer Arbeit zu bestimmten Arbeitshypothesen zu unterschiedlichen Schlussfolgerungen kommen, ist dies regelmäßig der Ausgangspunkt für eine wissenschaftliche Debatte und damit für den Fortschrittsprozess. Voraussetzung für die Debatte ist die Publikation dieser Forschungsergebnisse. Keinesfalls sollten die abweichende Einschätzung unterschiedlicher Forschergruppen und deren Publikation zum Ausgangspunkt juristischer Auseinandersetzung gemacht werden. Dies würde den wissenschaftlich-technischen Fortschritt substanziell behindern.