Schnittblumenproduktion in einem hydroponischen Kultursystem - nachhaltig, umweltgerecht und regional (Hyp4Blume)
Kurzbeschreibung
In dem Projekt sollen hydroponische Kulturverfahren für Schnittblumen und Schnittgrün in Richtung einer nachhaltigen, umweltgerechten und regionalen Produktion weiterentwickelt werden. Die Kulturpflanzen stehen bzw. hängen dafür in Hydroponik-Platten mit minimalen Substratmengen und werden durch regelmäßigen Anstau mit Wasser und Nährstoffen versorgt. Ausgewählt werden vor allem Kulturen mit geringen Temperaturansprüchen und kurzen Kulturzeiten und durch die Nutzung freier Tischkapazitäten wird auch die Flächenproduktivität gesteigert.
Für das innovative Kultursystem wird ein hoher Nachhaltigkeitsstandard angestrebt, der den Anbau in minimalen Substratmengen, den Verzicht auf Torf und chemischen Pflanzenschutz sowie einen möglichst geringen Energie- und Wasserverbrauch umfasst. Die praxisnahe Entwicklung soll zu einer funktionalen Kulturanleitung führen, die auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basiert und sich durch eine gute Übertragbarkeit auf verschiedene Kulturen und Betriebe auszeichnet. Die Implementierung des entwickelten Kultursystems in die Praxis inkl. begleitender Evaluierung erfolgt im zweiten und dritten Projektjahr in voraussichtlich drei gärtnerischen Endverkaufsbetrieben.
Das hydroponische Verfahren für Schnittblumen soll das Angebot von Endverkaufsgärtnereien an frischer, lokaler und umweltgerecht produzierter Ware erweitern und dadurch die Wettbewerbsfähigkeit und Profilierung dieser mittelständischen Betriebe gegenüber Lebensmitteleinzelhandel und Baumärkten erhöhen. Gleichzeitig trägt ein höherer Selbstversorgungsgrad mit Schnittblumen dazu bei, den Anteil an Importen zu reduzieren.


Konkrete Ansätze des Projekts
Die Umweltentlastung setzt im geplanten Projekt an mehreren Punkten an:
- Durch eine Auswahl von Kulturen mit einem möglichst geringen Heizenergiebedarf werden CO2-Emissionen reduziert. CO2-Einsparungen werden auch durch kurze Transportwege aufgrund der lokalen Produktion direkt im Endverkaufsbetrieb erzielt. Es kann dadurch auf Schnittblumenimporte aus dem globalen Süden und die daraus resultierenden CO2-Emissionen durch die Frachtflüge verzichtet werden.
- Durch den Verzicht auf Torf als Kultursubstrat wird ein Beitrag zum Moorschutz und damit auch Klimaschutz geleistet, da die Moore als wichtige CO2-Senken geschont werden.
- Das geschlossene Kultursystem weist durch einen geringen Wasserverbrauch einen nachhaltigen Umgang mit knappen Ressourcen auf und unterbindet die Einträge von Schadstoffen in die Umwelt.
- Auf chemischen Pflanzenschutz kann weitestgehend verzichtet werden.
- Der Kunststoffverbrauch wird durch den Einsatz von materialsparenden Netztöpfen aus recyceltem bzw. bioabbaubarem Kunststoff anstelle von herkömmlichen Kunststoff-Gittertöpfen und durch mehrfach verwendbare Hydroponikplatten reduziert und die potenzielle Entstehung von Mikroplastik verringert. Somit trägt das nachhaltige, transparente und lokale Produktionsverfahren zum Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen in einer intakten Umwelt bei.
Projektbeteiligte
Im Projektkonsortium übernimmt die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) sowohl die Weiterentwicklung des hydroponischen Kultursystems als auch dessen betriebswirtschaftliche Bewertung. Der Erzeugerring für Blumen und Zierpflanzen Bayern Süd e. V., unterstützt als Multiplikator die Einführung des Verfahrens in den Pilotbetrieben und später in allen interessierten Praxisbetrieben. Das Potenzial einzelner Schnittblumenarten für die Floristik wird in Zusammenarbeit mit der Staatlichen Fachschule für Blumenkunst Weihenstephan erarbeitet. Vermarktungsmöglichkeiten werden zusammen mit den Gärtnereien und dem Einzelhandel entwickelt. In Zusammenarbeit mit Düngemittelherstellern wird die Erstellung von praktikablen Düngekonzepten angestrebt.
Wissenstransfer
Während der Projektlaufzeit sind Schulungen von Multiplikator:innen und Praktiker:innen in Präsenz- bzw. Online-Seminaren, Vorträge auf Fachtagungen, Print- und Online-Veröffentlichungen in Fachzeitschriften geplant. Die Erkenntnisse sollen auch in die Lehre im Studiengang Gartenbau der HSWT und der Fachschule für Blumenkunst einfließen.