Fütterungsversuche am Triesdorfer Landhuhn

Lächelnder Mann im mittleren Alter hält ein Huhn auf dem Arm
© Klaus-Peter Wilbois

Im Rahmen der Triesdorfer Werkstattgespräche geht es heute um die Frage, ob das Triesdorfer Landhuhn auch mit weniger anspruchsvollem Futter für die landwirtschaftliche Erzeugung punkten kann.

Die Zweinutzungsrasse Triesdorfer Landhuhn wurde an den Landwirtschaftlichen Lehranstalten (LLA) Triesdorf gezüchtet. Bereits 2020 hatte der Bayerische Rundfunk darüber berichtet (Youtube-Beitrag). Prof. Dr. Klaus-Peter Wilbois führte das Interview mit Prof. Dr. Jörg Rühle von der Fakultät Landwirtschaft, Lebensmittel und Ernährung, der in Zusammenarbeit mit den LLA Triesdorf Mastleistungsversuche durchgeführt hat.

Welche Eigenschaften machen diese Hühnerasse zu einer potenziell nachhaltigen Alternative für herkömmlich eingesetzte Masthybriden?

Zweinutzungshühner sind unter anderem als eine Möglichkeit zur Vermeidung des Kükentötens in den Fokus gerückt. Das Triesdorfer Landhuhn, hervorgegangen aus dem französischen Bressehuhn, Italienern, Rhodeländern sowie weiteren Rassen, kann insbesondere für Mobilställe und kleinbäuerliche, extensive Haltungsformen ein sinnvolles Angebot darstellen.

Inwiefern unterscheiden sich die Futteransprüche dieser langsam wachsenden Rasse von denen moderner hoch leistenden Broiler?

Solche Zweinutzungsrassen haben scheinbar geringere Ansprüche an Energie und Nährstoffe wie z. B. essenzielle Aminosäuren im Vergleich zu klassischen Mast- und Legehybriden. Das ist wünschenswert, bedarf aber einer Überprüfung.

Reagieren diese Tiere bei der Nutzung regionaler Futtermittel gesundheitlich oder leistungstechnisch anders als Broilerhybriden?

In verschiedenen Fütterungsversuchen konnte gezeigt werden, dass der Einsatz heimischer (Protein-)Futtermittel unter bestimmten Umständen ausreichen kann, um die genetisch festgelegte Mast- und Schlachtleistung zufriedenstellend auszuschöpfen.

Wie bewertest Du die Umweltwirkung einer Umstellung von Hochleistungsrassen auf solche mit langsamerem Wachstum und weniger anspruchsvollem Futterbedarf?

Das Zurechtkommen mit einer weniger anspruchsvollen Proteinversorgung ist positiv hervorzuheben, da Proteinfuttermittel wie Sojaprodukte aus Übersee als problematisch gelten. Allerdings ist die Mastdauer in unserem Versuch mit 70 Tagen nahezu doppelt so lang als die eines klassischen Masthybriden.

Siehst Du auch Potenzial für die Zweinutzung zur Fleisch- und Eierproduktion insbesondere im Kontext des ökologischen Landbaus?

Weitere Untersuchungen müssen klären, ob diese Hühnerrasse unter den ökologischen Fütterungs- und Haltungsbedingungen mit den klassischen Mast- und Legehybriden vergleichbar ist.

Welche Herausforderungen siehst Du aktuell bei der praktischen Umsetzung solcher Alternativen?

Eine längere Mastdauer verteuert die Fleischerzeugung. Nur wenn eine Bereitschaft besteht, einen angemessen höheren Preis für das Fleisch zu zahlen, ist die Haltung des Triesdorfer Landhuhns wirtschaftlich lohnend.

Wie schätzt Du die Akzeptanz auf der Konsumseite ein und welche Rolle spielt dabei die Transparenz zu Haltungsform, Rasse und Herkunft?

Diese Akzeptanz steht und fällt meist mit Preis und Wertschätzung sowie dem Genusswert des Produkts. Bei gleichwertiger oder überlegener Fleischqualität kann das Triesdorfer Landhuhn ein spezifisches Marktsegment bedienen. Eine positive Umweltwirkung wie z. B. ein geringerer CO₂-Fußabdruck oder eine höhere Proteineffizienz kann zusätzlich eine bestimmte Käuferschicht langfristig überzeugen und binden.

Welches Ziel verfolgt der Fütterungsversuch?

Hier wird geprüft, ob eine Absenkung des Rohproteingehalts im Futter um zwei Prozent bei gleichbleibendem Energiegehalt die gleiche Mast- und Schlachtleistung ermöglicht. Gelingt diese Reduktion ohne Leistungseinbußen, wäre dies ein bedeutender Beitrag zur Ressourcenschonung bei der Erzeugung von hochwertigem tierischem Protein.

Was zeichnet generell das tierische Eiweiß von Masthähnchen aus?

Im Vergleich zu vielen pflanzlichen Proteinträgern enthält dieses tierische Eiweiß eine beachtliche Menge an lebensnotwendigen, essenziellen Aminosäuren. Ferner hat es eine hohe Verdaulichkeit und biologische Wertigkeit. Bereits geringe Mengen in der täglichen Nahrung können einen wichtigen Beitrag zur Deckung des Aminosäurenbedarfs leisten.

Bisherige Triesdorfer Werkstattgespräche

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